Kind und Alter

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Kind und Alter

Das Kind versteht nicht die Qualen des Alters,
weiß nichts vom stummen Rückzug des Lebens,
vom Verlust geliebten Daseins.
Siehe, da müht sich einer auf einem Bein,
und jener trägt die Stirn als reglosen Schild,
Hornhaut erwürgt den taktilen Sinn.

Das Herz schlägt gegen ungeahnte Mauern.
Was heißt schon: im Leib begraben werden?
Die Frau mit dem schneeweißen Haar bettelt:
Darf ich deinen Blondschopf streicheln?
Und fügt unsagbar sehnsüchtig hinzu:
Wie ist dein Haar so dicht.

Das Kind lässt es geschehen, ohne zu begreifen.
Ihre Hand kann nicht mehr Leben geben.
In ihren Worten rieselt der Sand Tristesse.
Das Leben wie eine Sandburg am Strand,
geleckt von den Wellen der steigenden Flut
versinkt zerfließend im Ozean.

Nichts weiß das Kind vom grausamen Spiegel,
in den das Alter schaut.
Es sieht allenthalben rätselhafte Ruinen.
Steingewitter entladen sich, verletzen die Hand,
mähen Lilienfelder nieder.
In der Ferne leuchten purpurrote Lupinen.

Chaton

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